Geologie und Böden

Geologie und Boden

Das Naturschutzgebiet Dellenhäule liegt auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb. Das prägende Merkmal der hier vorherrschenden Gesteinsserie sind somit die Kalk- und Kalk-Mergelschichten des Oberjura, derlithostratigraphisch auch als Weisser Jura oder (veraltet) Malm bezeichnet wird. Die Entstehung dieses Gesteins wird chronostratigraphisch dem Erdmittelalter (Mesozoikum) zugeordnet. Aufgebaut wurde dieser Kalkstein vor ca. 150 Mio. Jahren in einem warmen Meer durch Schwämme, Algen und teilweise durch Korallen (untergeordnet Muscheln, Krebse usw.). Im Gegensatz zu den unbelebten Sedimentschichten wie den Tonschichten des Braunen Jura, war dieser Gesteinsaufbau geprägt durch lebende Organismen ähnlich heutigen Korallenriffen.
Von den einstmals 200 bis 500 m mächtigen Schichten des Oberjura sind im Gebiet Dellenhäule heute noch unter 100 m übrig. Die jetzt oberflächlich anstehenden Kalk- und Dolomitgesteine werden als Unterer Massenkalk (joMKu)bezeichnet. Bei einem Großteil dieser ursprünglichen Riffkalkschichten ist vermutlich bereits zum Zeitpunkt der Entstehung das Mineral Calcit zu Dolomit umgewandelt worden. Dieses Dolomitgestein ist dem ursprünglichen Kalkstein sehr ähnlich, ist jedoch etwas härter und verwittert anders, nämlich zu Dolomitsand. Im Gebiet Dellenhäule haben sich die Sande in flachen Gruben oder Dellen abgelagert. Die Bevölkerung hat den Sand abgebaut und damit sind im Gelände die heute noch sichtbaren Dellen entstanden, die dem Gebiet seinen Namen geben. Die Namen Silbersand oder zuckerkörniger Sand werden ebenfalls häufig verwendet.

Da Kalkstein und auch Dolomit durch Säure (wie der Kohlensäure im Regen) aufgelöst wird, können wir heute das Naturphänomen der Verkarstung beobachten. Das fest und stabil erscheinende Karbonatgestein ist durchlöchert wie ein Schwamm. Aus diesem Grund birgt der Oberjura auch unsere wichtigsten Grundwasser-vorkommen. Das Wasser steht zwar erst in 50 m Tiefe an, ist jedoch durch diese Verkarstung ziemlich ungeschützt. Versickernder Regen erreicht schnell den Trinkwasserspeicher.

Westlich vom Dellenhäule liegt gut erkennbar ein sogenanntes Trockental. Das Ebnater Tal (im Norden Kugeltal, im Süden Krätzental genannt) führt nur sehr selten Wasser. Im Karst versickert Wasser eher und nur Extremniederschläge fließen oberflächlich im Tal ab. Trotzdem hat sich hier eine typische Talfüllung ausgebildet, die nur wenige Meter mächtig, aus abgeschwemmtem Gestein vermischt mit Lehm besteht. Die Geologie beschreibt dies als quartäre, junge Talfüllung.

Auf dieser Geologie haben sich natürlich auch Böden entwickelt. Anders als die Gesteine sind Böden sehr jung und spiegeln das Klima und die Vegetation der letzten wenigen tausend Jahre wieder.
Auch sind Böden geprägt vom Lebenskreislauf der Natur. Ohne die Humusbildung hätten wir keine Grundlage für Pflanzenwachstum.
Auf dem alkalischen Karbonatgestein haben sich nur karge und sehr flachgründige Böden entwickelt. Dass oberflächlich an manchen Stellen sogar nackter Fels sichtbar ist, ist ein untrügliches Zeichen hierfür. Die Bodenkunde beschreibt diesen nur 10 bis 20 cm mächtigen Bodentyp als Rendzina. 
Er ist kaum als Acker zu gebrauchen. Die Flächen wurde deshalb immer schon als Wald oder als Schafweide genutzt. Dass der Biotoptyp basenreiche Wacholderheide hier entstanden ist, ist damit kein Zufall.

Auf einem Teil dieser Rendzina-Flächen kann jedoch auch ein etwas tiefgründiger Boden entstehen. Die Bodenkunde nennt diesen Bodentyp dann Terra-fusca. Im Trockental haben sich dazu sogar tiefgründige Schwemmböden (Kolluvium) als sogenannte Braunerden entwickelt. Hier ist klassische Landwirtschaft möglich und findet auch heute noch statt.

Eine Besonderheit haben die zuletzt genannten tiefgründigen Böden. Im Gegensatz zur alkalischen Rendzina, wo jede Säure sofort vom Kalk neutralisiert wird, konnten sich im Bereich der Terra-fusca und der Braunerde die Säuren aus dem Pflanzenwachstum (sog. Huminsäuren) durchsetzen. Der Kalk ist hier vollständig aufgelöst und es entstanden inmitten einer basischen Umgebung bodensaure Flächen. Das Vorhandensein von säureliebenden Pflanzen in einem Magerrasen dokumentiert dies eindrucksvoll.
Übrigens zeigen sich die Ameisen davon erstaunlicherweise unbeeindruckt. Sie kommen „grenzüberschreitend“ vor. Der Hauptteil der Ameisenstadt liegt jedoch im bodensauren Bereich.

Hubert Schliffka

28. Mai 2018
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