Die verborgene Welt der Nachtfalter: schön und wichtig.

Der wesentliche Bestandteil der Großschmetterlinge sind die Nachtfalter, die an Artenzahl die Tagfalter um das mehr als 6-fache übersteigen. Da sie vorwiegend nachtaktiv sind, werden sie von uns kaum wahrgenommen. Dabei spielen sie im Biodiversitätsnetz eine wichtige Rolle. Sie sind z.B. Nahrungsgrundlage für Fledermäuse und die Larvenstadien (Raupen) sind bei der Jungvogelaufzucht wesentlicher Proteinbestandteil. Man kann nicht Vögel oder Fledermäuse schützen wollen ohne gleichzeitig auch Insekten wie Nachtfalter zu schützen. Leider betrifft der allgemeine Schwund der Insekten auch alle Schmetterlinge.

Bereits in Vorfrühlingsnächten (Februar!) kann man erste Falter im NSG Dellenhäule sehen wie die Veränderliche Wintereule oder den hervorragend auf einem Eichenstamm getarnten (Weißgrauen Breitflügelspanner) Schneespanner und die Feldflur-Wintereule. Farbenfroher geht es in der Sommernacht zu mit weinrotem Kleinem Weinschwärmer (2x) und grünem Jägerhütchen. Der Buchen-Streckfuß gehört zur Familie der Zahnspinner und die großen gefächerten Fühler der Männchen können kleinste Duftspuren (Pheromone) wahrnehmen. Eine eher unscheinbare Art ist der Aschgraue Rindenspanner oder der Wellenlinien Rindenspanner (2x ) Nicht zu übersehen ist der elegante Breitflügelige Fleckbär oder der Birkenspanner (2x), ein Spiegelbild der Birkenrinde. Aber auch im Spätherbst, wenn tags nur sehr vereinzelt Tagfalter beobachtet werden können, fliegen nachts durchaus regelmäßig Falter. Darunter sind so attraktive Eulenfalter wie die Grüne Eicheneule oder ausgesprochene Herbst-Spezialisten wie die Kleine Pappelglucke oder der Federfühler-Herbstspanner. Ohne diese Herbst-Insekten gäbe es keine Nahrung für Fledermäuse, die oft erst spät (ab November) ihre Winterquartiere beziehen. Die Bilder sind eine kleine Auswahl von noch existierender Nachtfaltervielfalt in der Dellenhäule. Wir müssen alles dafür tun, dass dies so bleibt bzw. der Arten- und speziell der Insektenschwund sich wieder umkehrt.

Gebüschreiche Rückzugsgebiete in giftfreien Gebieten mit extensiv bewirtschafteten Wiesen mit ausreichender Krautschicht und Blütenreichtum sind als Überlebensraum von Insekten enorm wichtig. Umgekehrt führen Überweidung oder andere stark die Vegetation reduzierende Maßnahmen wie Schädigung von Hecken und Feldgehölzen zum Gegenteil von Arten-und Naturschutz, da so Insekten und nachfolgend Vögeln und Fledermäusen einfach die Existenzgrundlage geraubt wird.

Text: Dr. Helmut Haas

Fotos: Dr. Helmut Haas (6) und Hans-Peter Horn (7)

23. Mai 2022
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